Artikel vom Landesjugendring NRW
Was ist eigentlich Rassismus? Wie verhalten sich Pädagog/innen in der Migrationsgesellschaft angemessen und welche Fallstricke sind zu bedenken? Wie können ethnisch/nationale, soziale und/oder kulturelle Differenzen berücksichtigt werden, ohne Kinder und Jugendliche nur auf diese Unterschiede zu reduzieren? Diese Fragen standen am Dienstag im Mittelpunkt der Fachtagung, des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA NRW), der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle NRW (AJS NRW) und des Landesjugendrings NRW.
„Migration ist in einem Einwanderungsland wie Deutschland kein neues Thema der aktuellen Debatte um Geflüchtete. Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Herkunftsländern mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit und vielfältigen Interessen sind seit Jahrzehnten in Schulen, Häusern der Offenen Tür und Jugendverbänden präsent.“, erläuterte Sarah Primus, Vorsitzende des Landesjugendrings NRW. „Sie machen unser Leben vor Ort vielseitiger, bringen jedoch manchmal auch Diskriminierungserfahrungen mit. Diese müssen Pädagog/innen und Jugendgruppenleiter/innen berücksichtigen, ohne die jungen Menschen auf diese zu reduzieren. Mit dem heutigen Fachtag möchten wir dafür einige Hilfestellungen sowie ein Forum für Diskussion und Austausch bieten.“
In der Pädagogik sensibel mit Unterschieden umgehen – Möglichkeiten und Stolpersteine
Wie eine solche differenzsensible Pädagogik aussehen kann, erläuterte Andreas Foitzik, Leiter des Fachdienstes Jugend, Bildung, Migration der Bruderhaus Diakonie Reutlingen. In seinem Fachvortrag „Rassismuskritisches Handeln in der Migrationsgesellschaft“ gab er zunächst einen Überblick, wie umfassend Rassismus uns strukturell und im Alltag umgibt. Zudem wies er zahlreiche Möglichkeiten auf, wie Pädagog/innen Besonderheiten von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Blick behalten können, ohne sie zu den „Anderen“ werden zu lassen.
Anschließend nutzten die teilnehmenden Praktiker/innen aus der Jugendbildungs-, -sozial- und –verbandsarbeit, Multiplikator/innen der politischen Bildungsarbeit und Lehrer/innen die Gelegenheit, sich über eigene Erfahrungen aus der pädagogischen Praxis auszutauschen.
In der abschließenden Talkrunde griffen Anne Broden (IDA NRW) und Andreas Foitzik die Themen der Teilnehmenden auf und gaben ihre Einschätzung zum Umgang mit den Herausforderungen in der Praxis. Dabei wurde deutlich: Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund wollen in erster Linie als ganz normale Heranwachsende akzeptiert und respektiert werden. Daher sind eventuelle soziale oder kulturelle Differenzen im Hinterkopf zu behalten, im Fokus sollte jedoch das Verbindende stehen.